Kapitel 12

Die Jünger Christi

Mit großer Kraft predigten die Jünger einen gekreuzigten und auferstandenen Erlöser. Sie heilten die Kranken; und es wurde sogar einem, der immer lahm gewesen war, vollkommene Gesundheit wiedergegeben, und er ging mit ihnen in den Tempel, lief und sprang und lobte Gott vor allen Menschen. Die Nachricht verbreitete sich und das Volk begann sich um die Jünger zu drängen. Viele liefen zusammen, höchst verwundert und erstaunt über die Heilung, die vollbracht worden war.

Als Jesus starb, dachten die Hohenpriester, dass keine Wunder mehr unter ihnen gewirkt würden, dass die Aufregung sterben und das Volk sich wieder den menschlichen Traditionen zuwenden würde. Aber siehe, gerade in ihrer Mitte wirkten die Jünger Wunder und das Volk war mit Erstaunen erfüllt und schaute mit Verwunderung auf sie. Jesus war gekreuzigt worden und sie wunderten sich, woher die Jünger diese Macht erhalten hatten. Solange er am Leben war, so dachten sie, würde er seinen Jüngern Macht verleihen; doch als Jesus starb erwarteten sie, dass diese Wunder ein Ende haben würden. Petrus verstand ihre Verwirrung und sagte zu ihnen: „Ihr Männer von Israel, was wundert ihr euch darüber, oder was blickt ihr auf uns, als hätten wir durch eigene Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, dass dieser gehen kann? Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Sohn Jesus verherrlicht; ihn habt ihr ausgeliefert und verleugnet vor Pilatus, als dieser ihn freisprechen wollte. Ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und verlangt, dass euch ein Mörder geschenkt werde; den Fürsten des Lebens aber habt ihr getötet! Ihn hat Gott aus den Toten auferweckt; dafür sind wir Zeugen.“ Petrus sagte ihnen, dass es der Glaube an Jesus war, der die vollkommene Gesundheit des Mannes bewirkt hatte, der zuvor ein Krüppel war.

Die Hohenpriester und Ältesten konnten diese Worte nicht ertragen. Sie ergriffen die Jünger und warfen sie ins Gefängnis. Doch Tausende wurden bekehrt und glaubten an die Auferstehung und Himmelfahrt Christi, indem sie nur eine Rede von den Jüngern gehört hatten. Die Hohenpriester und Ältesten waren beunruhigt. Sie hatten Jesus ermordet, damit die Gemüter des Volkes sich wieder zu ihnen wenden würden; doch die Sache war jetzt schlimmer als vorher. Sie waren öffentlich von den Jüngern angeklagt worden, die Mörder des Sohnes Gottes zu sein, und sie konnten nicht bestimmen, bis zu welchem Grad diese Dinge noch wachsen oder wie sie vom Volk betrachtet werden würden. Sie hätten gerne die Jünger getötet, aber wagten es nicht aus Furcht, das Volk würde sie steinigen. Sie sandten nach den Jüngern, die vor den Hohen Rat gebracht wurden. Dieselben Männer, die heftig nach dem Blut des Gerechten geschrien hatten, waren dort anwesend. Sie hatten gehört, wie Petrus feige mit Fluchen und Schwören Jesus verleugnet hatte, als man ihn beschuldigte, einer seiner Jünger zu sein. Sie dachten, Petrus einzuschüchtern, aber jetzt war er bekehrt. Hier wurde Petrus eine Gelegenheit gegeben, Jesus zu erhöhen. Einst verleugnete er ihn, jetzt aber konnte er den Fleck dieser eiligen, feigen Verleugnung beseitigen und den Namen ehren, den er verleugnet hatte. Keine feigen Ängste regierten jetzt in Petrus’ Brust, sondern mit heiliger Kühnheit und in der Kraft des Heiligen Geistes erklärte er ihnen furchtlos: “Im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den Gott von den Toten auferweckt hat; durch ihn steht dieser hier gesund vor euch. Das ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der zum Eckstein geworden ist. Und es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen!“

Das Volk war erstaunt über den Mut von Petrus und Johannes. Sie erkannten, dass sie mit Jesus gewesen waren, denn ihr edles, furchtloses Verhalten war der Erscheinung Jesu sehr ähnlich, als er von seinen Mördern verfolgt wurde. Jesus tadelte Petrus durch einen Blick des Mitleids und der Trauer, nachdem dieser ihn verleugnet hatte; und als Petrus jetzt mutig seinen Herrn bekannte, wurde er anerkannt und gesegnet. Als Zeichen der Anerkennung Jesu wurde er mit dem Heiligen Geist erfüllt.

Die Hohenpriester wagten es nicht, den Hass zu offenbaren, den sie gegen die Jünger fühlten. Sie befahlen ihnen, aus dem Hohen Rat hinauszugehen und besprachen sich untereinander und sagten: „Was sollen wir mit diesen Menschen tun? Denn das ein offenkundiges Zeichen durch sie geschehen ist, das ist allen Bewohnern von Jerusalem bekannt, und wir können es nicht leugnen.“ Sie hatten Angst, dieses gute Werk könnte sich ausbreiten. Wenn es sich ausbreiten würde, so wäre ihre Macht verloren und man würde auf sie als die Mörder Jesu schauen. Alles, was sie sich zu tun wagten, war, ihnen zu drohen und zu befehlen, nicht mehr im Namen Jesu zu reden, sonst sollten sie sterben. Doch Petrus erklärte mutig, dass sie nicht anders konnten als von den Dingen zu reden, die sie gesehen und gehört hatten.

Durch die Kraft Jesu fuhren die Jünger fort, jeden der Geplagten und Kranken zu heilen, die zu ihnen gebracht wurden. Die Hohenpriester und Ältesten und diejenigen, die eng mit ihnen verbunden waren, waren alarmiert. Hunderte stellten sich täglich unter die Fahne eines gekreuzigten, auferstandenen und zum Himmel gefahrenen Erlösers. Sie warfen die Apostel ins Gefängnis und hofften, dass die Aufregung sich legen würde. Satan triumphierte und die bösen Engel frohlockten; aber die Engel Gottes wurden gesandt und öffneten die Gefängnistüren und sagten ihnen entgegen dem Befehl der Hohenpriester und Ältesten, in den Tempel zu gehen und alle Worte dieses Lebens zu reden. Der Hohe Rat versammelte sich und sandte nach seinen Gefangenen. Die Diener öffneten die Gefängnistüren, aber die Gefangenen, die sie suchten, waren nicht da. Sie kehrten zu den Priestern und Ältesten zurück und sagten zu ihnen: „Das Gefängnis fanden wir zwar mit aller Sorgfalt verschlossen und die Wächter außen vor den Türen stehen; als wir aber öffneten, fanden wir niemanden darin.“ Da kam jemand und meldete ihnen und sprach: „Siehe, die Männer, die ihr ins Gefängnis geworfen habt, stehen im Tempel und lehren das Volk.“ Da ging der Hauptmann mit den Dienern hin und holte sie, doch nicht mit Gewalt; denn sie fürchteten sich vor dem Volk, dass sie gesteinigt würden. Und sie brachten sie und stellten sie vor den Hohen Rat; und der Hohepriester fragte sie: „Haben wir euch nicht streng geboten, in diesem Namen nicht zu lehren? Und siehe, ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre und wollt das Blut dieses Menschen auf uns bringen.“

Sie waren Heuchler und liebten das Lob der Menschen mehr als Gott. Ihre Herzen waren verhärtet und die mächtigsten Taten, welche die Apostel wirkten, machten sie nur wütend. Sie wussten, wenn die Jünger Jesus predigen würden, seine Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt, dann würde dies ihnen Schuld anheften und sie zu seinen Mördern erklären. Sie waren nicht mehr so bereitwillig, die Schuld für das Blut Jesu zu empfangen wie damals, als sie heftig schrieen: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder.“

Die Apostel erklärten mutig, dass sie Gott mehr gehorchen müssten als den Menschen. Petrus sagte: „Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr umgebracht habt, indem ihr ihn ans Holz gehängt habt. Diesen hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum Fürsten und Heiland, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben. Und wir sind Zeugen dieser Dinge und mit uns der heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen.“ Da wurden diese Mörder wütend. Sie wollten ihre Hände erneut mit Blut beflecken und die Apostel töten. Doch als sie planten, wie sie das tun sollten, wurde ein Engel von Gott zu Gamaliel gesandt, um sein Herz zu bewegen, den Hohenpriestern und Herrschern einen Rat zu geben. Gamaliel sagte: „Stehet von diesen Menschen ab und lasst sie gewähren! Denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen ist, so wird es zunichte werden; ist es aber von Gott, so könnt ihr es nicht vernichten. Dass ihr nicht etwa als solche erfunden werdet, die gegen Gott kämpfen.“ Die bösen Engel regten die Priester und Ältesten dazu an, die Apostel zu töten, aber Gott sandte seinen Engel, um das zu verhindern, indem er eine Stimme aus ihren eigenen Reihen zu Gunsten der Jünger erweckte.

Das Werk der Apostel war noch nicht beendet. Sie sollten vor Könige gebracht werden, um für den Namen Jesu Zeugnis abzulegen und die Dinge, die sie gesehen und gehört hatten, zu bezeugen. Aber bevor die Hohenpriester und Ältesten sie gehen ließen, schlugen sie sie und geboten ihnen, nicht mehr im Namen Jesu zu reden. Sie gingen vom Hohen Rat und priesen Gott, dass sie würdig erfunden waren, für seinen teuren Namen zu leiden. Sie setzten ihrer Mission fort und predigten im Tempel und in jedem Haus, in das sie eingeladen wurden. Das Wort Gottes wuchs und vermehrte sich. Satan hatte die Hohenpriester und Ältesten dazu bewegt, die römischen Wachen zu bestechen, damit diese lügen, dass die Jünger Jesus gestohlen hätten, während sie schliefen. Durch diese Lüge hofften sie, die Tatsachen zu verbergen. Aber siehe, überall um sie herum tauchten die mächtigen Beweise der Auferstehung Jesu auf. Die Jünger verkündigten es mutig, bezeugten die Dinge, die sie gesehen und gehört hatten und verrichteten durch den Namen Jesu mächtige Wunder. Mutig legten sie die Schuld am Blut Jesu auf diejenigen, die so willig waren, es auf sich zu nehmen, als es ihnen erlaubt wurde, Macht über den Sohn Gottes zu haben.

Ich sah, dass die Engel Gottes beauftragt waren, besonders Sorge zu tragen, um die heiligen, wichtigen Wahrheiten zu schützen, die als ein Anker dienen sollen, um die Jünger Jesu in jeder Generation zu halten.

Der heilige Geist ruhte besonders auf den Aposteln, die Zeugen der Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu waren – wichtige Wahrheiten, welche die Hoffnung Israels sein sollten. Alle sollten auf den Erlöser der Welt schauen als auf ihre einzige Hoffnung und in dem Weg wandeln, den Jesus durch das Opfer seines eigenen Lebens bahnte, und sollten Gottes Gesetz halten und leben. Ich sah die Weisheit und Güte Jesu, indem er den Jüngern Macht gab, dasselbe Werk weiterzutragen, das die Juden dazu gebracht hatte, ihn zu hassen und zu töten. Sie hatten Macht bekommen über die Werke Satans. Sie wirkten Zeichen und Wunder durch den Namen von Jesus, der verachtet und durch die Hände der Gesetzlosen getötet worden war. Ein Schein des Lichts und der Herrlichkeit lag über der Zeit des Todes und der Auferstehung Jesu und machte die heiligen Tatsachen unsterblich, dass er der Erlöser der Welt war.

Siehe Apostelgeschichte 3,1‑16; 4,1‑22; Apostelgeschichte 5,12‑42; Luka 21,12

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